Freitag, 7. Juni 2013

Von Antelope bis Zion: Sandstein in allen (un)denkbaren Formen

Kaum zu glauben: Sechs Tage ist es nur her, seitdem wir Las Vegas hinter uns gelassen haben. Doch was wir in dieser knappen Woche gesehen haben, könnte ohne Weiteres ein ganzes Blog füllen: Zion, North Rim, Antelope Canyon, Kodachrome Basin, Bryce Canyon - wir sind (wieder) auf dem Colorado Plateau unterwegs, dieses Mal in dessen nördlicher Hälfte.

Kein Modellbahnbauer würde es je wagen, sich eine solche Ansammlung verrückter Landschaften auszudenken. Hier aber folgt eine auf die andere, hunderte Kilometer weit. Es wäre schon spektakulär, wenn es immer die gleichen Felsformationen wären, doch hinter jeder Ecke sieht es wieder anders aus. Sandsteinbauten wie Kreuzritterburgen hier, dahinter Felsentürme wie Schornsteinschlote, dann wieder Stützbögen gotischer Kathedralen. Manchmal eine weite Ebene, und mittendrin tut sich plötzlich ein Canyon auf, mal zehn, mal hundert Meter tief. Man kann es kaum glauben.

Aber von vorn. Begonnen haben wir im Zion National Park. Vernarbte Felsmassive, Steilwände und mittendrin eine grüne Oase, dem stetig fließenden Wasser sei dank. Sogar hängende Gärten gibt's da:

 Und einen Wanderweg, der gleichzeitig Flussbett ist:


Anschließend brauchten wir zwei Versuche, um zum North Rim, der nördlichen Seite des Grand Canyon vorzudringen. Erst probierten wir es am Toroweap Overlook, denn dort kann man von Felswänden herabschauen, die 900 Meter senkrecht in den Colorado stürzen. Doch nach 100 Kilometern Sandpistenstrecke scheiterte unser SUV, das so gern ein Allradauto wäre, aber keines ist, kläglich an einem zu steilen Aufstieg. Und anschließend wir, beim Versuch, das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen. Fünf Kilometer (hin und zurück) hört sich sehr wenig an, aber es ging nicht. Nicht bei dieser Hitze (Auf der anderen Seite des Grand Canyon hatten wir noch Jacken an!).


Also sind wir am nächsten Tag brav zum offiziellen North-Rim-National-Park gefahren. Die Asphalt-Straße schafft jeder. Doch statt Grand Canyon sahen wir erstmal Büffel.


Bemerkenswert daran ist zum einen, dass Büffel in dieser Gegend ursprünglich nicht gelebt haben. Und zum zweiten, dass es gar keine waschechten Büffel sind. Farmer brachten ihre Vorfahren Anfang des 20. Jahrhunderts her und kreuzten sie mit Rindern (Cattle), weshalb sie "Beefalo" oder "Cattalo" genannt werden. Das Experiment, das widerstandsfähigere Fleischlieferanten abgeben sollte, scheiterte, zumindest wirtschaftlich. Die Herde verwilderte und bleib. Heute werden die Tiere von der Parkverwaltung zwar geduldet, aber nicht geliebt, denn sie richten beträchtliche Schäden an Vegetation und Boden und Gewässern an - und haben keine natürlichen Feinde mehr.

Und dann waren wir endlich da: am Grand Canyon, Nordseite:


Die Weiterfahrt nach Page am Lake Powell gestaltete sich etwas aufwändiger als gedacht. Weil ein Stück des Highways 89 verschüttet worden war, wurde eine Umleitung fällig, und zwar 350 Kilometer!

Um so näher (10 Kilometer) lag dann am nächsten Tag ein einmaliges Naturschauspiel: Antelope Canyon, ein vielleicht 20 Meter hoher Sandsteinblock, durch den das Wasser einen schmalen Weg geschnitten hat. Man muss den Canyon mittags besuchen, wenn die Sonne fast senkrecht in den Spalt scheint. Das sieht dann nämlich so aus:


Zum Glück hatten wir unser Stativ dabei - ohne wäre es kaum möglich gewesen, diese Fotos zu machen. Für das nächste Bild aber hätten wir zweifellos ein Weitwinkel-Objektiv gebraucht. So passte der Horseshoe-Bogen, den der Colorado durch den Fels gefressen hat, nur fast aufs Foto:


Über die Cottonwood Road, eine 50 Kilometer lange Sandpiste, sind wir dann ins Kodachrome Basin gefahren. Das heißt so, weil die Farbenpracht irgendwelche Geologen einst an den Farbfilm von Kodak erinnerte, der eben neu herausgekommen war. Doch nicht so sehr die Farben sind die Besonderheit dieses Parkes, sondern die Felsschlote. Sie waren offenbar mal Geysire! Im Laufe der Jahrmillionen erodierte der weiche Sandstein drumherum, der härtere Ex-Geysir blieb stehen. Unfassbar.


Ganz in der Nähe steht ein weiteres (Zwischen-)Ergebnis der Erosion: der Grosvenor Arch:


Und dann, wenn man meint, man hat nun alle denkbaren Steinformationen gesehen, kommt der Bryce Canyon:


Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Wir sind ja noch auf dem Colorado Plateau...

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