Samstag, 13. Juli 2013

Zweitverwertung – und Schluss!

Eigentlich wollten wir hier in Fort Myers ja nur "lesen, baden, kochen, faulenzen". Machen wir alles auch, doch gestern waren wir zusätzlich in Sachen Zweitverwertung unterwegs: Wir waren bei der Heilsarmee. Dort haben wir das Camping-Equipment abgegeben, das wir vor drei Monaten billigst gekauft hatten: Zelt, Plane, Plastikkiste, Gaskocher, Plastikteller und -becher, Besteck, Kühltasche. Nach Deutschland mitnehmen werden wir nur das ziemlich gute Kochtopfset.

Oft hatten wir in den vergangenen Wochen überlegt, was wir mit den Sachen am Ende der Reise machen sollen. Mitschleppen? Nein, zu viel Gepäck (Copter!). Nach Deutschland schicken? Kostet mehr Porto als die Sachen wert sind. Verkaufen? Bezahlt jemand was für ein gebrauchtes Zelt, das neu keine 40 Euro gekostet hat? Und dann haben wir 2nd hand fort myers gegoogelt und sind bei der Heilsarmee rausgekommen. Der alte Mann, der die Sache entgegennahm, hat sich sehr gefreut.

Unser schönes airbed, auf dem wir im Zelt immer geschlafen haben (und das wir mehrmals flicken mussten), konnten wir dort leider nicht abgeben. Aber wir haben eine neue Verwendung gefunden:


Mal schauen, wann sich die aufgedruckte Warnung bewahrheitet, wonach dies kein personal floating device sei und Wasser im Übrigen nicht vertrage...

Ebenfalls behalten haben wir vorerst unsere zwei Campingstühle. Wir brauchen sie einfach noch:


Am Montag, wenn wir Richtung Flughafen Tampa aufbrechen, werden wir auch sie zur Heilsarmee bringen. Den Schirm nicht. Haben wir in der Ferienwohnung gefunden.

Auch gefunden, aber in der Gegend, haben wir diese zwei Prachtexemplare - jedes auf seine Weise riesig:

Fischadler, Flügelspannweite: 1,70 Meter
Heuschrecke, 10 Zentimeter lang
Morgen geht's noch ein letztes Mal an den Strand - und dann ist tatsächlich Schluss!

Dienstag, 9. Juli 2013

Eine Woche noch!*

Jetzt ist es passiert. Vor drei Monaten noch ganz undenkbar wächst inzwischen doch das Gefühl, dass unsere große, großartige Reise irgendwann zu Ende geht. Wir haben aber dafür gesorgt, dass sie es so langsam wie möglich tut:  Nachdem wir 80 Tage und 20.140 Kilometer unterwegs waren, nie länger als drei Tage an einem Ort, haben wir für den Rest der Zeit dieses Anwesen in Fort Myers am Golf von Mexiko bezogen:


Okay, nicht das ganze Haus, nur das Zimmer in der Mitte unten. Hier werden wir also eine Woche lang lesen, baden, kochen, faulenzen. Den Strand suchen wir nachher, denn eben geht mal wieder einer dieser täglichen, warmen Donnerwetterregenschauer über uns nieder, während wir gemütlich auf der Terrasse sitzen...

Was haben wir seit dem letzten Blogeintrag erlebt? Wir haben noch mehr Sümpfe gesehen und Schlangen und Alligatoren.



Im Okefenokee Swamp Park haben wir gelernt, dass Alligatoren in eine Art Starre fallen, wenn man sie auf den Rücken dreht und den Kopf nach unten hält. Und dass diese womöglich lebensrettende Prozedur auch bei ausgewachsenen Tieren wirkt, aber eher schwierig durchzuführen ist... ;)

Wir haben das schöne, alte Atlantik-Städtchen Savannah angeschaut. Und auf Amalia Island einen Strand voller entwurzelter Bäume gesehen:



Vor allem aber haben wir ein July 4th Weekend verbracht, das so eigentlich gleich von den amerikanischen Schulbehörden als Pflichtprogramm übernommen werden könnte. Es ist alles drin: Geschichte, Wagemut, Helden, Wir-schaffen-das-Unmögliche, Pathos. Und klar, das Militär auch. Bloß das Feuerwerk am eigentlichen Unabhängigkeitstag haben wir verpasst. Genau: Donnerwetterregenschauer.

Erst besuchten wir also St. Augustine, die älteste von Siedlern gegründete und durchgehend bewohnte Stadt der USA. Nacheinander wehten über diesem Ort die Fahnen Spaniens, Großbritanniens, wieder Spaniens, der USA, der Konföderierten und wieder der USA. 

Und dann kam der Programmpunkt, auf den ich mich drei Monate lang gefreut habe (aber nicht zu oft, weil ich wusste, dass dann der Urlaub fast vorbei sein würde): das Nascar-Rennen auf dem berühmten 2,5-Meilen-Oval von Daytona:


Nascar ist viel mehr als nur ein Autorennen. Es ist ein Familienevent, und das heißt nicht bloß "Vater und Sohn" wie bei Formel-1-Veranstaltungen. Nahezu die Hälfte der mehr als 150.000 Zuschauer waren Frauen. Und dann das ganze Spektakel davor: Sheryl-Crow-Konzert, Flugshow, Hymne, Gebet und schließlich auch noch eine schier endlose Ehrung irgendwelcher Vietnam-Veteranen ("killed one enemy, injured 8..."). Puh... 


Als dann endlich, endlich das Rennen begann, wusste ich wieder, warum ich unbedingt hierher wollte: 40 Rennwagen, fast 300 km/h schnell, nur Zentimeter voneinander entfernt. Ach, und dieses tiefe Grollen der altmodischen V8-Motoren - unglaublich. Es gibt keinen archaischeren Rennsport als diesen. Kein endlos teurer Elektronik- und Aerodynamik-Wettbewerb wie in der Formel-1, sondern purer Motorsport. Während des Rennens schien es mir bisweilen so, als würden die Fahrer mit urtümlichen Monstern ringen, sie mit aller Kraft auf die Bahn zwingen müssen. Jaja, sie fahren bloß im Kreis, aber es ist mutig, verrückt und überwältigend, es bei dieser Geschwindigkeit zu tun. Eine falsche Lenkbewegung, ein Missverständnis zwischen zwei Fahrern und das große Chaos bricht aus...


Ja, und am nächsten Tag kam dann die Wir-schaffen-das-Unmögliche-Episode dran: Wir haben das Kennedy Space Center besichtigt, jenen Ort, an dem alle bemannten Weltraumflüge der Nasa starteten, insbesondere die Apollo-Flüge zum Mond. Der Eintritt ist unglaublich teuer, 50 Dollar pro Person, aber er lohnt sich doch. Denn man kann nicht nur all die riesigen Raketen sehen und Mondgestein berühren. Man erlebt in ziemlich guten Simulationen auch diverse Raketenstarts nach, zum Beispiel den der Apollo-8-Mission, die erste bemannte Mondumrundung. Und natürlich Apollo 11, die berühmte Mondlandung. Seit kurzem ist auch die Atlantis zu besichtigen, Ganz nah kommt man dem Space Shuttle, das mehr als 30 Mal ins Weltall geflogen ist, und dabei sowohl die russische Weltraumstation Mir als auch später die ISS "besucht" hat.

Der Original-Kontrollraum ("firing room") für den Start der Apollo-8-Mission
Die Atlantis - sie flog 2011 die letzte aller Shuttle-Missionen.
Also, liebe US-Schulbehörden, wir wiederholen's gern nochmal. St. Augustine, Nascar, Nasa - so sieht der perfekte Schulausflug rund um den 4. Juli aus. Gut an drei Tagen zu schaffen...

* Ha, eben bemerkt: So eine Überschrift hatten wir doch schon mal - vor laaanger Zeit....

Montag, 1. Juli 2013

New Orleans, Sonnenbrand und Büffelsabber

Nun also New Orleans. Auf diese Stadt waren wir gespannt, vor allem natürlich wegen Katrina und den Bildern einer Stadt im Ausnahmezustand. In allen aktuellen Reiseführern kann man lesen, dass die Folgen des Hurrikans und der Flut für Touristen nicht mehr sichtbar sind. Das können wir nicht bestätigen. Man sieht doch noch einiges. Unser Motel beispielsweise lag in einem der vielen Viertel, die 2005 komplett überflutet waren, heute findet man hier leerstehende Einkaufszentren, kleine heruntergekommene Holzhäuser und vor allem viele Brachflächen, auf denen sich jetzt der Sperrmüll sammelt. Über allem fließt der Autoverkehr auf riesigen, ineinander verschlungenen Betonbrücken. Wie viele der Autofahrer wohl schon jemals einen Fuß in das Niemandsland unter ihnen gesetzt haben?

In New Orleans kann man gut sehen, dass es die Segregation von weißer und schwarzer Bevölkerung in den USA immer noch gibt. Und wie damals in der Berichterstattung zu Katrina oft beschrieben, wirkt diese Stadt auch 2013 noch teilweise so, als stünde sie irgendwo in der Dritten Welt. Und daneben diese monströse Infrastruktur - und das French Quarter. Sehr seltsam.

Natürlich haben wir uns das French Quarter angeschaut und sind die schönen alten französischen und spanischen Häuser abgelaufen. In dem Viertel, das von der Katrina-Flut verschont blieb, boomt der Tourismus. Die Einwohner des French Quarter stehen übrigens angeblich erst um 22 Uhr auf, dann ist auf den Straßen aber tatsächlich was los. Livemusik in wirklich jedem Restaurant oder Kneipe, Tumulte auf der Straße, kein Auto kommt mehr durch. Und wie in jeder weltoffenen Stadt gibt es leckere Spezialitäten aus aller Welt - wir haben das gleich ausgenutzt und waren libanesisch essen (Taboulé! Hommus! Falafel!). Mhm, war das lecker.....


Nach dem schweißtreibenden New Orleans haben wir uns sehr auf Pensacola gefreut! Der schneeweiße Strand hier soll der schönste der USA sein. Der Sand ist tatsächlich blendend weiß, das Wasser hatte Badewannentemperatur und wir haben uns nach einem Tag am Strand einen gehörigen Sonnenbrand geholt. Und dann kam die Schlechtwetterfront (sehr beeindruckend, siehe Foto), die mehrere Tage Regen ankündigte, und wir flüchteten für einen letzten größeren Ausflug ins Landesinnere (hatten wir aber sowieso geplant).



Nach einem kurzen Zwischenstopp in Montgomery (Alabama) und Besichtigung des Rosa Parks Museum (ihre Weigerung 1955 ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen, und der darauf gestartete Busboykott gilt als einer der Hauptauslöser der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung) haben wir uns gestern zwei sehr unterschiedliche Tierparks angeschaut: eine Schmetterlings-Farm und einen Safari-Park. In letzterem waren neben echten, ziemlich aufdringlichen Büffeln vor allem die Longhorns beeindruckend. Unglaublicherweise (und zum Glück) haben ihre riesigen Hörner an unserem Mietwagen keine Spuren hinterlassen - dafür haben wir jetzt aber Büffelsabber an der Beifahrertür :-)