Jetzt ist es passiert. Vor drei Monaten noch ganz undenkbar wächst inzwischen doch das Gefühl, dass unsere große, großartige Reise irgendwann zu Ende geht. Wir haben aber dafür gesorgt, dass sie es so langsam wie möglich tut: Nachdem wir 80 Tage und 20.140 Kilometer unterwegs waren, nie länger als drei Tage an einem Ort, haben wir für den Rest der Zeit dieses Anwesen in Fort Myers am Golf von Mexiko bezogen:
Okay, nicht das ganze Haus, nur das Zimmer in der Mitte unten. Hier werden wir also eine Woche lang lesen, baden, kochen, faulenzen. Den Strand suchen wir nachher, denn eben geht mal wieder einer dieser täglichen, warmen Donnerwetterregenschauer über uns nieder, während wir gemütlich auf der Terrasse sitzen...
Was haben wir seit dem
letzten Blogeintrag erlebt? Wir haben noch mehr Sümpfe gesehen und Schlangen und Alligatoren.
Im
Okefenokee Swamp Park haben wir gelernt, dass Alligatoren in eine Art Starre fallen, wenn man sie auf den Rücken dreht und den Kopf nach unten hält. Und dass diese womöglich lebensrettende Prozedur auch bei ausgewachsenen Tieren wirkt, aber eher schwierig durchzuführen ist... ;)
Wir haben das schöne, alte Atlantik-Städtchen Savannah angeschaut. Und auf Amalia Island einen Strand voller entwurzelter Bäume gesehen:
Vor allem aber haben wir ein
July 4th Weekend verbracht, das so eigentlich gleich von den amerikanischen Schulbehörden als Pflichtprogramm übernommen werden könnte. Es ist alles drin: Geschichte, Wagemut, Helden, Wir-schaffen-das-Unmögliche, Pathos. Und klar, das Militär auch. Bloß das Feuerwerk am eigentlichen Unabhängigkeitstag haben wir verpasst. Genau: Donnerwetterregenschauer.
Erst besuchten wir also St. Augustine, die älteste von Siedlern gegründete und durchgehend bewohnte Stadt der USA. Nacheinander wehten über diesem Ort die Fahnen Spaniens, Großbritanniens, wieder Spaniens, der USA, der Konföderierten und wieder der USA.
Und dann kam der Programmpunkt, auf den ich mich drei Monate lang gefreut habe (aber nicht zu oft, weil ich wusste, dass dann der Urlaub fast vorbei sein würde): das Nascar-Rennen auf dem berühmten 2,5-Meilen-Oval von Daytona:
Nascar ist viel mehr als nur ein Autorennen. Es ist ein Familienevent, und das heißt nicht bloß "Vater und Sohn" wie bei Formel-1-Veranstaltungen. Nahezu die Hälfte der mehr als 150.000 Zuschauer waren Frauen. Und dann das ganze Spektakel davor: Sheryl-Crow-Konzert, Flugshow, Hymne, Gebet und schließlich auch noch eine schier endlose Ehrung irgendwelcher Vietnam-Veteranen ("killed one enemy, injured 8..."). Puh...
Als dann endlich, endlich das Rennen begann, wusste ich wieder, warum
ich unbedingt hierher wollte: 40 Rennwagen, fast 300 km/h schnell, nur
Zentimeter voneinander entfernt. Ach, und dieses
tiefe Grollen der
altmodischen V8-Motoren - unglaublich. Es gibt keinen archaischeren
Rennsport als diesen. Kein endlos teurer Elektronik- und
Aerodynamik-Wettbewerb wie in der Formel-1, sondern purer Motorsport.
Während des Rennens schien es mir bisweilen so, als würden die Fahrer
mit urtümlichen Monstern ringen, sie mit aller Kraft auf die Bahn
zwingen müssen. Jaja, sie fahren bloß im Kreis, aber es ist mutig, verrückt und
überwältigend, es bei dieser Geschwindigkeit zu tun. Eine falsche
Lenkbewegung, ein Missverständnis zwischen zwei Fahrern und das große
Chaos bricht aus...
Ja, und am nächsten Tag kam dann die Wir-schaffen-das-Unmögliche-Episode dran: Wir haben das Kennedy Space Center besichtigt, jenen Ort, an dem alle bemannten Weltraumflüge der Nasa starteten, insbesondere die Apollo-Flüge zum Mond. Der Eintritt ist unglaublich teuer, 50 Dollar pro Person, aber er lohnt sich doch. Denn man kann nicht nur all die riesigen Raketen sehen und Mondgestein berühren. Man erlebt in ziemlich guten Simulationen auch diverse Raketenstarts nach, zum Beispiel den der Apollo-8-Mission, die erste bemannte Mondumrundung. Und natürlich Apollo 11, die berühmte Mondlandung. Seit kurzem ist auch die Atlantis zu besichtigen, Ganz nah kommt man dem Space Shuttle, das mehr als 30 Mal ins Weltall geflogen ist, und dabei sowohl die russische Weltraumstation Mir als auch später die ISS "besucht" hat.
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Der Original-Kontrollraum ("firing room") für den Start der Apollo-8-Mission |
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Die Atlantis - sie flog 2011 die letzte aller Shuttle-Missionen. |
Also, liebe US-Schulbehörden, wir wiederholen's gern nochmal. St. Augustine, Nascar, Nasa - so sieht der perfekte Schulausflug rund um den 4. Juli aus. Gut an drei Tagen zu schaffen...
* Ha, eben bemerkt: So eine Überschrift hatten wir doch
schon mal - vor laaanger Zeit....