Donnerstag, 30. Mai 2013

Bling Bling: Las Vegas

Für unsere Halbzeit war Las Vegas auf alle Fälle ein würdiger Ort. Diese Stadt ist definitiv einmalig, nicht nur in den USA. Und trotz aller Dekadenz und "Bling Bling" ist Vegas auch liebenswürdig, nur entdeckt man das eventuell erst nach ein paar Tagen. So sind wir am ersten Tag noch wie Aliens durchs Casino unseres Hotels am Stratosphere Tower gelaufen, und haben nur gestaunt: Müssen wir tatsächlich mit dem Gepäck durchs Casino laufen? Echt? Wo verdammt kriegt man eine Bedienungsanleitung für diese ganzen einarmigen Banditen her? Seit wann spielt man Roulette eigentlich in einer Wanne? Was, hier darf man rauchen? Wie finde ich Zimmernummer 19108? Kann jemand bitte den Lärm ausstellen?

Zweites Gebäude von rechts ist der Stratosphere Tower (350 Meter hoch): im Hotel darunter haben wir übernachtet
Es war also am Anfang alles schon sehr anders - vor allem für uns "dezente" Europäer. Am nächsten Morgen sind wir aber schon wie alte Profis durchs Casino gelaufen (das gesamte Erdgeschoss ist übrigens eine reine Geräuschkulisse, die Rezeption steckt mitten zwischen den Spielautomaten, genauso auch die Restaurants und Cafés), haben alle Lifts gefunden und auch den Haupteingang :-)

Auf diese Weise waren wir dann gut auf die Gigantomanie der "echten" Mega-Resorts vorbereitet, die wir natürlich angeschaut haben. Also rauf auf den "Strip" und angefangen mit dem verrückten, liebenswürdigen Las Vegas:

Der Beginn des "Strip" (Las Vegas Boulevard), vom Stratosphere Tower aus gesehen. Wie man sieht gibt es noch Freiflächen für weitere Hotels und Attraktionen
Auf dem Tower gibt´s diverse abgefahrene "Fahrgeschäfte" in 350 Meter Höhe: Zum Beispiel "Insanity - The Ride"...
... oder meinen persönlichen Favorit: mit XSCREAM wird man über den Rand katapultiert, kreisch!

Das ist das "New York, New York" - Hotel. Das gefiel uns irgendwie. Rechts vorn ist der MGM-Löwe vom MGM Grand Hotel. Und über seiner Mähne das verhältnismäßig kleine "Monte Carlo".

Von außen hui von innen eher pfui: Das berühmte "Luxor". Tourist läuft übrigens durch die Spinx direkt in die Pyramide bzw. ins (natürlich) Casino.

Und das sieht dann zum Beispiel aus wie im "New York, New York". Einfach  nur riesig und über allem macht es "bling bling".

So sieht das "Paris Las Vegas" von außen aus; auf dem kleinen Eiffelturm ist natürlich auch ein stilechtes französisches Restaurant. 

Das hier ist eine der Hauptattraktionen in Las Vegas: Die Wassershow vor dem Hotel Bellagio. Ganz rechts das riesige unförmige Gebäude ist der Beginn des "Ceasars Palace" - eine unfassbare trutzige und prunkige Angelegenheit. Den alten Römern hätte es aber sicher sehr gefallen. 


So sieht es im Inneren des "Paris Las Vegas" aus. Natürlich nur, wenn man aus dem Casino herausfindet.


Mittwoch, 29. Mai 2013

Fast wie 1988

Als mein Vater und ich 1988 durchs Death Valley fuhren, hatte ich hinterher brüllende Kopfschmerzen - meiner Erinnerung nach das einzige Mal auf der Reise. Als Anja und ich vor drei Tagen durchs Death Valley fuhren, hatte ich hinterher brüllende Kopfschmerzen - das bislang einzige Mal auf der Reise. Ist's die Hitze? Eigentlich vertrage ich sie doch ganz gut. Und anders als im Hochsommer vor 25 Jahren waren es jetzt ja auch nur 35 Grad. Irgendetwas aber muss es sein, das (mir) in dieser Gegend Kopfschmerzen macht. Ein Problem war's diesmal aber nicht, Schmerzmittel sei Dank.

Zwei Tage haben wir in diesem Tal verbracht, das zu den trockensten und heißesten Orten der Welt gehört. Manche vorgeschlagene Wanderung, zum Beispiel die über das Badwater-Salzfeld, haben wir angesichts der Temperaturen nur in abgekürzter Form absolviert. Beinahe spektakulärer sieht dieser ehemalige Seegrund ohnehin von oben, von Dante's View aus:


Auch im Golden Canyon musste die geplante Mini-Wanderung nach Intervention des einen oder anderen Teilnehmers zusätzlich verkürzt werden:
 

Schon wegen seines Namens angelockt hat uns dann dieser Ort:

Devil's Golf Course. Passt schon ganz gut, oder? Manchmal aber sehen die Salzkristalle dort so aus - und dann gibt's tatsächlich keinen besseren Namen für diese Landschaft, die auch mal der Grund eines Sees war.

Warum aber der Ten Mules Loop gerade so heißt, haben wir leider nicht herausgefunden. Vielleicht brauchte man früher zehn Mulis, um durchzukommen. Wir brauchten vierdreiviertel Minuten:


Die Nacht haben wir auf dem völlig ausgestorbenen Mesquite Spring Campground verbracht - dabei gibt's dort sogar fließend Wasser (wenn auch leicht muffelndes):

Ein großartiger, einsamer Platz, bloß der heftige Wind machte einige Mühe (erst uns, dann dem Zelt, Copterfliegen ging gar nicht). Immerhin: zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang gab er Ruhe.

Und so sah der ausgetrocknete Bach hinterm Zelt aus:


Nicht weit vom Campingplatz entfernt hat einst ein reicher Mensch ein Schloss namens Scott's Castle in die Wüste gebaut. Spektakulär (sorry) daran war vor allem der kürzlich abgebrannte Palmenhain - und das Park-Ranger-Auto, das offenbar zu nah am Feuer stand: 


Dr. King Schultz, Raketenwürmer und eine Mahnung

Was haben Django Unchained, Transformers, Iron Man, Gladiators und unzählige andere Filme gemeinsam? Sie alle wurden, zum Teil wenigstens, in den Alabama Hills gedreht. Die liegen nicht in Alabama sondern auf dem Weg vom Yosemite-Nationalpark ins Death Valley.


Hunderte Western nutzten diese spektakuläre Felsenlandschaft in den Zwanzigern und Dreißigern als Kulisse, später folgten allerhand Si-Fi-Filme und B-Movies, darunter Wunderlichkeiten wie Tremors – Im Land der Raketen-Würmer. Jede amerikanische Automarke und so ziemlich jede nicht-amerikanische hat hier schon Fahrzeuge in Szene gesetzt, rund 40 Drehgenehmigungen vergibt die Parkverwaltung heute noch jährlich.

Schön dokumentiert sind all die in den Alabama Hills entstandenen Filme im kleinen Museum von Lone Pine. Der private Betreiber hat nach den Dreharbeiten von Django Unchained von Quentin Tarantino sogar den Wagen geschenkt bekommen, mit dem Christoph Waltz alias Dr. King Schultz (auch) durch die Alabama Hills gerollt ist:



Unbedingt anschauen sollte man auch die Gedenkstätte Manzanar, ein paar Kilometer nördlich von Lone Pine. Während des Zweiten Weltkrieges war der riesige Komplex, damals verharmlosend "War Relocation Center" genannt, tatsächlich ein Konzentrationslager. Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor hatte die US-Regierung unter Roosevelt beschlossen, alle Menschen japanischer Herkunft (auch US-Bürger), die in den Weststaaten von Alaska bis Kalifornien lebten, in Internierungslager zu deportieren. Eines dieser mit Stacheldraht und Wachtürmen gesicherten Lager war Manzanar. Bis zu 10.000 Menschen lebten hier in (anfangs) primitivsten Baracken. Erst unter Präsident Reagan entschuldigte sich die US-Regierung offiziell und leistete Entschädigungszahlungen.


Heute stehen in Manzanar nur noch einige wenige der damaligen Gebäude. Dort aber ist eine hervorragende Ausstellung untergebracht. Sie dokumentiert eindrücklich, dass auch eine Demokratie nicht davor gefeit ist, Mittel der Diktatur anzuwenden. Sie zeigt, wie schnell und unwidersprochen ein Rechtsstaat ins Unrecht abdriften kann, wenn das politische Klima nur heiß genug ist. Menschen, die eben noch Staatsbürger waren, sind plötzlich und nur aufgrund ihrer Herkunft potentielle Staatsfeinde. Von der Verfassung garantierte Bürgerrechte sind von einem Tag auf den anderen nichts mehr wert. Mutig zieht die Ausstellung dabei eine Linie vom Unrecht der damaligen Zeit zu den Nachwirkungen des 11. September. Sehr sehenswert.

Ab jetzt geht´s wieder nach Osten

Es ist Halbzeit - die Hälfte unserer Zeit in den USA ist schon rum, wir können es kaum glauben! Und wir haben eine Menge zu berichten seit dem letzten Post. Damals waren wir ja noch am Pazifik und haben einen unglaublichen Tag mit Whale Watching erlebt. Seit dem haben wir uns San Francisco und den Yosemite Nationalpark angeschaut, waren am Mono Lake, in den Alabama Hills und haben im Death Valley sogar gezeltet. Seit gestern sind wir endlich in Las Vegas, übrigens mit rund zwei Wochen Verspätung nach unserem ursprünglichen Zeitplan. Das holen wir aber wieder auf.

Bei so vielen Eindrücken kommen hier jetzt vermutlich einige längere Posts (oder viele kürzere) von Markus und mir. Ich fange also an mit .... San Francisco. Das Wichtigste: Kein Nebel! Wir konnten die Golden Gate Bridge in schönstem Sonnenschein bewundern. Hier das Beweisfoto:


Ansonsten haben wir hier ein eher kurzes Ein-Tages-Touristen-Programm absolviert: Von Oakland über die zweistöckige (!) Bay Bridge nach Downtown Frisco, dann mit dem Auto die kurvige Lombard Street runterfahren (nicht sooooo aufregend),  im Business District Wolkenkratzer anschauen, Cable Car fahren und natürlich süß-sauer essen in Chinatown. Am schönsten fanden wir das Cable-Car-Museum, von wo aus noch heute wie vor 135 Jahren die verschiedenen Cable Cars mit dicken Seilen und riesigen Rädern betrieben werden. Sehr schön!

Neben der "Stadtrundfahrt" haben wir auch noch einen weiteren Tag direkt am Pazifik verbracht - hier gefiel es uns einfach gut, wir konnten uns von diesem Meer kaum trennen :-)   In der Nähe von San Francisco gibt es wunderschön raue Küstenabschnitte bei Half Moon Bay und Pacifica. Hier sind wir noch ein paar Stunden auf der Steilküste gewandert. Diese Ecke ist übrigens nur 25 Automeilen von der Golden Gate Bridge entfernt.



Irgendwann mussten wir aber dann doch von der Pazifikküste Abschied nehmen, denn nun ging es in den Yosemite Nationalpark. Es gibt eine Passstraße, die Tioga Road, die den Park von West nach Ost durchquert und dabei bis auf 3.300 Meter hochführt. In manchen Jahren ist die Straße bis Juni wegen Schnees gesperrt, in 2013 wurde sie aber genau ein paar Tage vorher freigegeben. Glück für uns, sonst hätten wir den Park umfahren müssen. Hier ein paar Eindrücke:



Auf der anderen Seite haben wir Quartier bezogen im Wintersportort Mammoth Lakes in 2.400 Meter Höhe. Von hier aus ging´s dann zu einer Foto- und Flugsession an den großartigen Mono Lake und in die Ghosttown Bodie. Letzere ist eine ehemalige Goldgräberstadt in der einmal bis zu 10.000 Menschen lebten. Ende des 19. Jahrhunderts gab es dort mehrere Minengesellschaften, über 50 Saloons, jede Menge Hotels, Banken, ein Chinatown und sogar eine Zuganbindung. Heute liegt Bodie wieder tatsächlich in der "Prärie" und ist nur über eine 20 Meilen lange Gravel Road zu erreichen. Für uns die bisher beste Ghosttown, im Grunde sogar besser als das ja noch existierende Tombstone.






Dienstag, 21. Mai 2013

Atemberaubend: Wale!

Zugegeben, ein paar Gedanken haben wir uns schon gemacht, ob sich so ein Whale-watching-Trip wirklich lohnt. Denn in den Erfahrungsberichten, die man zahlreich im Netz findet, tauchen Wale bisweilen selten auf. Stattdessen lernt man, wie es sich anfühlt, stundenlang seekrank auf einem schaukelnden Boot (meist über die Reling gebeugt) zu verbringen.Wir haben's trotzdem getan: Mit Blue Ocean Whale Watch sind wir vier Stunden lang fast 50 Kilometer weit durch die Bucht von Monterey geschippert. Der Seegang war recht heftig (aus Landratten-Sicht jedenfalls), die Übelkeit blieb aus, dafür waren Wale da. Aber hallo!

Begonnen hat es mit einer Gruppe Rundkopfdelfine - die hatten wir schon am Vortag vom Ufer aus beobachtet. Jetzt konnten wir ihre ungewöhnliche Kopfform und die typischen Narben überall am Körper (offenbar von Kämpfen sowohl mit Artgenossen als auch mit anderen Tieren) aus nächster Nähe sehen:


Und dann, ganz plötzlich, waren sie da: zwei wunderschöne, Buckelwale, vielleicht 13 Meter lang, grau, majestätisch. Eine Stunde lang umkreisten sie unser Boot, tauchten drunter hinweg, legten sich auf die Seite, zeigten ihre riesigen Brustflossen und stießen laut die Luft aus, wenn sie an die Oberfläche kamen. Atemberaubend, im buchstäblichen Sinne. Wal-Atem ist nicht gerade das, was man als frische Brise bezeichnen würde.


Schließlich gesellten sich sogar noch ein paar Weißstreifendelfine dazu. Es schien ein wenig so, als würden sie mit den Buckelwalen spielen: Ständig schwammen und sprangen sie ihnen vor der Nase herum (leider meistens zu schnell und zu erratisch für meinen Auslöserfinger)...


Ein großartiges Erlebnis war dieser Tag, und mit Sicherheit lag dies auch an der sehr erfahrenen Crew. Sie verstand es nicht nur, die Wale in der Unendlichkeit des Meeres zu entdecken. Als der Kapitän sie gefunden hatte, näherte er sich den den Tieren so zurückhaltend und vorsichtig, dass die eine Stunde lang ganz offensichtlich kein Bedürfnis hatten zu verschwinden. 

Und wenn wir schon beim Loben sind: Das soll auch für das großartige Monterey Bay Aquarium gelten, das wir Tags zuvor besucht hatten. Eindrücklicher haben wir zum Beispiel die Schönheit und Anmut von Quallen noch nie gesehen: 

Sonntag, 19. Mai 2013

Traumstraße Pacific Coast Highway: Zebras, Seeelefanten, Delfine und freche Squirrels

Beinahe hätten wir vor drei Tagen auf dem Highway 1 einen Auffahrunfall verursacht, als der Fahrer des Autos vor uns plötzlich bremste. Wir sind ihm aber sehr dankbar dafür, denn sonst wären wir an diesen afrikanischen Savannenbewohnern vorbeigefahren:


Was die Zebras hier machen - keine Ahnung! Das war aber auch nur der Anfang unserer mehrtägigen Fahrt über den Highway 1 in Richtung San Francisco. Diese Straße, auch als Pacific Coast Highway bekannt, ist eine der schönsten Küstenstraßen der Welt.


Neben Felsencliffs, versteckten Stränden und kleine Städtchen gibt es direkt am Straßenrand weitere Naturwunder zu bestaunen, z.B. eine große Seeelefanten-Kolonie:




Bei einer Wanderung im Point Lobos State Park dann ein weiterer Höhepunkt: Vom Strand erkennen wir eine Gruppe Delfine, die sich so nah an die Küste trauen. Diese werden wir einen Tag später noch von richtig nah betrachten können, aber dazu im nächsten Post.


Auf einem Parkplatz schließt Markus außerdem Freundschaft mit einer Handvoll kalifornischer Squirrels - mit einer Packung Cookies mit Chocolate Chips!




Dienstag, 14. Mai 2013

Endlich: Römer!

Da soll mal keiner behaupten, die Römer haben es nie über den großen Teich geschafft. Stimmt nicht! In Malibu findet man ein wunderschönes römisches Landhaus im Stil der vom Vesuv begrabenen "Villa dei Papiri" bei Herculaneum. Diese Villa hat der Öl-Tycoon J.P. Getty vor über 60 Jahren nachbauen lassen, um seine auf der ganzen Welt zusammengekaufte Antikensammlung in einem passenden Rahmen zu präsentieren. Die ausgestellten Stücke selbst sind eher zweitrangig (im Vergleich zum Gebäude, aber auch im Vergleich zu europäischen Sammlungen). Es ist halt einfach nur toll mitten in Amerika die vermutlich größte und schönste Rekonstruktion einer römischen Villa zu finden, durchs Atrium zu wandeln und im Peristyl (großer Hof) am Wasserbecken auszuruhen.