Samstag, 13. Juli 2013

Zweitverwertung – und Schluss!

Eigentlich wollten wir hier in Fort Myers ja nur "lesen, baden, kochen, faulenzen". Machen wir alles auch, doch gestern waren wir zusätzlich in Sachen Zweitverwertung unterwegs: Wir waren bei der Heilsarmee. Dort haben wir das Camping-Equipment abgegeben, das wir vor drei Monaten billigst gekauft hatten: Zelt, Plane, Plastikkiste, Gaskocher, Plastikteller und -becher, Besteck, Kühltasche. Nach Deutschland mitnehmen werden wir nur das ziemlich gute Kochtopfset.

Oft hatten wir in den vergangenen Wochen überlegt, was wir mit den Sachen am Ende der Reise machen sollen. Mitschleppen? Nein, zu viel Gepäck (Copter!). Nach Deutschland schicken? Kostet mehr Porto als die Sachen wert sind. Verkaufen? Bezahlt jemand was für ein gebrauchtes Zelt, das neu keine 40 Euro gekostet hat? Und dann haben wir 2nd hand fort myers gegoogelt und sind bei der Heilsarmee rausgekommen. Der alte Mann, der die Sache entgegennahm, hat sich sehr gefreut.

Unser schönes airbed, auf dem wir im Zelt immer geschlafen haben (und das wir mehrmals flicken mussten), konnten wir dort leider nicht abgeben. Aber wir haben eine neue Verwendung gefunden:


Mal schauen, wann sich die aufgedruckte Warnung bewahrheitet, wonach dies kein personal floating device sei und Wasser im Übrigen nicht vertrage...

Ebenfalls behalten haben wir vorerst unsere zwei Campingstühle. Wir brauchen sie einfach noch:


Am Montag, wenn wir Richtung Flughafen Tampa aufbrechen, werden wir auch sie zur Heilsarmee bringen. Den Schirm nicht. Haben wir in der Ferienwohnung gefunden.

Auch gefunden, aber in der Gegend, haben wir diese zwei Prachtexemplare - jedes auf seine Weise riesig:

Fischadler, Flügelspannweite: 1,70 Meter
Heuschrecke, 10 Zentimeter lang
Morgen geht's noch ein letztes Mal an den Strand - und dann ist tatsächlich Schluss!

Dienstag, 9. Juli 2013

Eine Woche noch!*

Jetzt ist es passiert. Vor drei Monaten noch ganz undenkbar wächst inzwischen doch das Gefühl, dass unsere große, großartige Reise irgendwann zu Ende geht. Wir haben aber dafür gesorgt, dass sie es so langsam wie möglich tut:  Nachdem wir 80 Tage und 20.140 Kilometer unterwegs waren, nie länger als drei Tage an einem Ort, haben wir für den Rest der Zeit dieses Anwesen in Fort Myers am Golf von Mexiko bezogen:


Okay, nicht das ganze Haus, nur das Zimmer in der Mitte unten. Hier werden wir also eine Woche lang lesen, baden, kochen, faulenzen. Den Strand suchen wir nachher, denn eben geht mal wieder einer dieser täglichen, warmen Donnerwetterregenschauer über uns nieder, während wir gemütlich auf der Terrasse sitzen...

Was haben wir seit dem letzten Blogeintrag erlebt? Wir haben noch mehr Sümpfe gesehen und Schlangen und Alligatoren.



Im Okefenokee Swamp Park haben wir gelernt, dass Alligatoren in eine Art Starre fallen, wenn man sie auf den Rücken dreht und den Kopf nach unten hält. Und dass diese womöglich lebensrettende Prozedur auch bei ausgewachsenen Tieren wirkt, aber eher schwierig durchzuführen ist... ;)

Wir haben das schöne, alte Atlantik-Städtchen Savannah angeschaut. Und auf Amalia Island einen Strand voller entwurzelter Bäume gesehen:



Vor allem aber haben wir ein July 4th Weekend verbracht, das so eigentlich gleich von den amerikanischen Schulbehörden als Pflichtprogramm übernommen werden könnte. Es ist alles drin: Geschichte, Wagemut, Helden, Wir-schaffen-das-Unmögliche, Pathos. Und klar, das Militär auch. Bloß das Feuerwerk am eigentlichen Unabhängigkeitstag haben wir verpasst. Genau: Donnerwetterregenschauer.

Erst besuchten wir also St. Augustine, die älteste von Siedlern gegründete und durchgehend bewohnte Stadt der USA. Nacheinander wehten über diesem Ort die Fahnen Spaniens, Großbritanniens, wieder Spaniens, der USA, der Konföderierten und wieder der USA. 

Und dann kam der Programmpunkt, auf den ich mich drei Monate lang gefreut habe (aber nicht zu oft, weil ich wusste, dass dann der Urlaub fast vorbei sein würde): das Nascar-Rennen auf dem berühmten 2,5-Meilen-Oval von Daytona:


Nascar ist viel mehr als nur ein Autorennen. Es ist ein Familienevent, und das heißt nicht bloß "Vater und Sohn" wie bei Formel-1-Veranstaltungen. Nahezu die Hälfte der mehr als 150.000 Zuschauer waren Frauen. Und dann das ganze Spektakel davor: Sheryl-Crow-Konzert, Flugshow, Hymne, Gebet und schließlich auch noch eine schier endlose Ehrung irgendwelcher Vietnam-Veteranen ("killed one enemy, injured 8..."). Puh... 


Als dann endlich, endlich das Rennen begann, wusste ich wieder, warum ich unbedingt hierher wollte: 40 Rennwagen, fast 300 km/h schnell, nur Zentimeter voneinander entfernt. Ach, und dieses tiefe Grollen der altmodischen V8-Motoren - unglaublich. Es gibt keinen archaischeren Rennsport als diesen. Kein endlos teurer Elektronik- und Aerodynamik-Wettbewerb wie in der Formel-1, sondern purer Motorsport. Während des Rennens schien es mir bisweilen so, als würden die Fahrer mit urtümlichen Monstern ringen, sie mit aller Kraft auf die Bahn zwingen müssen. Jaja, sie fahren bloß im Kreis, aber es ist mutig, verrückt und überwältigend, es bei dieser Geschwindigkeit zu tun. Eine falsche Lenkbewegung, ein Missverständnis zwischen zwei Fahrern und das große Chaos bricht aus...


Ja, und am nächsten Tag kam dann die Wir-schaffen-das-Unmögliche-Episode dran: Wir haben das Kennedy Space Center besichtigt, jenen Ort, an dem alle bemannten Weltraumflüge der Nasa starteten, insbesondere die Apollo-Flüge zum Mond. Der Eintritt ist unglaublich teuer, 50 Dollar pro Person, aber er lohnt sich doch. Denn man kann nicht nur all die riesigen Raketen sehen und Mondgestein berühren. Man erlebt in ziemlich guten Simulationen auch diverse Raketenstarts nach, zum Beispiel den der Apollo-8-Mission, die erste bemannte Mondumrundung. Und natürlich Apollo 11, die berühmte Mondlandung. Seit kurzem ist auch die Atlantis zu besichtigen, Ganz nah kommt man dem Space Shuttle, das mehr als 30 Mal ins Weltall geflogen ist, und dabei sowohl die russische Weltraumstation Mir als auch später die ISS "besucht" hat.

Der Original-Kontrollraum ("firing room") für den Start der Apollo-8-Mission
Die Atlantis - sie flog 2011 die letzte aller Shuttle-Missionen.
Also, liebe US-Schulbehörden, wir wiederholen's gern nochmal. St. Augustine, Nascar, Nasa - so sieht der perfekte Schulausflug rund um den 4. Juli aus. Gut an drei Tagen zu schaffen...

* Ha, eben bemerkt: So eine Überschrift hatten wir doch schon mal - vor laaanger Zeit....

Montag, 1. Juli 2013

New Orleans, Sonnenbrand und Büffelsabber

Nun also New Orleans. Auf diese Stadt waren wir gespannt, vor allem natürlich wegen Katrina und den Bildern einer Stadt im Ausnahmezustand. In allen aktuellen Reiseführern kann man lesen, dass die Folgen des Hurrikans und der Flut für Touristen nicht mehr sichtbar sind. Das können wir nicht bestätigen. Man sieht doch noch einiges. Unser Motel beispielsweise lag in einem der vielen Viertel, die 2005 komplett überflutet waren, heute findet man hier leerstehende Einkaufszentren, kleine heruntergekommene Holzhäuser und vor allem viele Brachflächen, auf denen sich jetzt der Sperrmüll sammelt. Über allem fließt der Autoverkehr auf riesigen, ineinander verschlungenen Betonbrücken. Wie viele der Autofahrer wohl schon jemals einen Fuß in das Niemandsland unter ihnen gesetzt haben?

In New Orleans kann man gut sehen, dass es die Segregation von weißer und schwarzer Bevölkerung in den USA immer noch gibt. Und wie damals in der Berichterstattung zu Katrina oft beschrieben, wirkt diese Stadt auch 2013 noch teilweise so, als stünde sie irgendwo in der Dritten Welt. Und daneben diese monströse Infrastruktur - und das French Quarter. Sehr seltsam.

Natürlich haben wir uns das French Quarter angeschaut und sind die schönen alten französischen und spanischen Häuser abgelaufen. In dem Viertel, das von der Katrina-Flut verschont blieb, boomt der Tourismus. Die Einwohner des French Quarter stehen übrigens angeblich erst um 22 Uhr auf, dann ist auf den Straßen aber tatsächlich was los. Livemusik in wirklich jedem Restaurant oder Kneipe, Tumulte auf der Straße, kein Auto kommt mehr durch. Und wie in jeder weltoffenen Stadt gibt es leckere Spezialitäten aus aller Welt - wir haben das gleich ausgenutzt und waren libanesisch essen (Taboulé! Hommus! Falafel!). Mhm, war das lecker.....


Nach dem schweißtreibenden New Orleans haben wir uns sehr auf Pensacola gefreut! Der schneeweiße Strand hier soll der schönste der USA sein. Der Sand ist tatsächlich blendend weiß, das Wasser hatte Badewannentemperatur und wir haben uns nach einem Tag am Strand einen gehörigen Sonnenbrand geholt. Und dann kam die Schlechtwetterfront (sehr beeindruckend, siehe Foto), die mehrere Tage Regen ankündigte, und wir flüchteten für einen letzten größeren Ausflug ins Landesinnere (hatten wir aber sowieso geplant).



Nach einem kurzen Zwischenstopp in Montgomery (Alabama) und Besichtigung des Rosa Parks Museum (ihre Weigerung 1955 ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen, und der darauf gestartete Busboykott gilt als einer der Hauptauslöser der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung) haben wir uns gestern zwei sehr unterschiedliche Tierparks angeschaut: eine Schmetterlings-Farm und einen Safari-Park. In letzterem waren neben echten, ziemlich aufdringlichen Büffeln vor allem die Longhorns beeindruckend. Unglaublicherweise (und zum Glück) haben ihre riesigen Hörner an unserem Mietwagen keine Spuren hinterlassen - dafür haben wir jetzt aber Büffelsabber an der Beifahrertür :-)







Mittwoch, 26. Juni 2013

Noch mehr Monster

Eines war die ersten sieben Wochen unserer Reise sonnenklar: Camping, Grillabend und Wanderung würden nicht ins Wasser fallen. Wir mussten nicht mal die Wettervorhersage anschauen, um zu wissen, dass es nicht regnen würde. Waren ja nicht mal Wolken da (außer damals am Grand Canyon).

Inzwischen sind wir dort, wo es Wolken gibt. Viele sogar. Regnen tut es nun jeden Tag, Donnerwetter inklusive. Klar, wir sind ja auch in den Sümpfen Louisianas angekommen. Immerhin dauert der Regenguss jeweils nur ein paar Minuten, man kann fast die Uhr danach stellen. Weitere Unterschiede zur Wüstenlandschaft im Westen: Es ist fast zehn Grad kühler (nämlich ungefähr 30°C), dafür liegt die Luftfeuchtigkeit bei 93 Prozent. Und alles ist grün (die Farbe hatten wir auch wochenlang kaum gesehen).

Die Besichtigung der Swamps vollzieht der Tourist üblicherweise auf einer Bootstour. Hunderte Anbieter gibt es und garantiert sind Alligatoren zu sehen. Kein Wunder, sie werden ja auch angefüttert. Eine solches Spektakel haben wir uns lieber gespart - und stattdessen mitten im Sumpf übernachtet. Aber dazu gleich.

Alligatoren haben wir dennoch gesehen: in einem Park, den der Tabasco-Erfinder Ned McIlhenny einst hat anlegen lassen (die nahe Tabasco-Fabrik kann man auch besichtigen). Dort, in den so genannten Jungle Gardens, leben Alligatoren wild.


Einer schnappte sich vor unseren Augen gar eine große Krabbe - und knackte sie hörbar. Bild 1 zeigt die Attacke, in Bild 2 schauen nur noch eine Schere und ein paar Krabbenbeine aus dem Ali-Maul:


Übernachtet haben wir hier:


Wildlife Gardens heißt dieser großartige Ort. Was da vorne aussieht wie Wiese ist tatsächlich Sumpf, mittendrin stehen die Hütten (vier gibt es insgesamt). Abends kann man wunderbar dem Urwaldgezirpe und -gequake lauschen - sogar draußen, denn die Veranda ist komplett und (fast) moskitodicht mit Fliegengitter verkleidet.

Tagsüber wiederum könnte ich stundenlang den ältesten Flugkünstlern der Erde zuschauen: den Libellen. Zu hunderten fliegen sie hier herum, grün, blau, rot oder mit Tupfen auf den Flügeln...


Sie auch mal schön und scharf im Flug zu fotografieren, wird wohl eine Herausforderung bleiben. Die Kamera und ich sind dafür einfach zu langsam. Unscharfe Ausbeute nach dutzenden Versuchen:
 

Einfacher war's mit diesen Nachbarn unserer Urwald-Hütte, beide geschätzte acht Zentimeter groß:


Kaum kleiner war übrigens die Kakerlake, die nachts vorm Insbettgehen plötzlich durch die Hütte krabbelte. Fotografiert haben wir sie leider nicht, zu nervenaufreibend war es, sie aus ihrem Versteck zu kriegen und vor die Tür zu setzen. Gelang aber.

Auch kein Foto gibt's von den Viechern, die uns auf Schritt und Tritt durch die Swamps begleiteten:  Moskitos und Bremsen. Pro Minute fünf Stiche war ungefähr der Schnitt (trotz Moskito-Repellent). Das aber ist diese Landschaft doch allemal wert...

Dienstag, 25. Juni 2013

Südstaaten-Epos und Monster-Efeu

Ich gebe es gerne zu: Als Teen war ich großer Fan des TV-Epos "Fackeln im Sturm". Darin drehte sich bekanntlich alles um zwei Familien im amerikanischen Bürgerkrieg - woran ich mich aber vor allem erinnere sind die Plantagen des Südens, die langen Alleen, Baumwollfelder, riesige weiße wunderschöne Villen mitten im Nirgendwo und rauschende Feste in den Stadthäusern. Die andere Bilder: Sklaven - Männer, Frauen, Kinder - durch deren Ausbeutung dieser Reichtum erst entstehen konnte. Die Serie durchzog, ähnlich wie in "Vom Winde verweht", einen Hauch von Endzeitstimmung.

Hier am Mississippi zwischen Natchez und New Orleans kann man heute noch viele dieser Villen finden. Die meisten werden noch privat bewohnt, andere sind nun Bed & Breakfasts oder gar Luxushotels.

Das ist das "Great House" der Rosewood Plantage in der Nähe von Lafayette. Während im Haupthaus die Familie in relativem Luxus lebte, schliefen die bis zu 250 Sklaven in unvorstellbar beengten Verhältnissen  abseits des Hauses. 
Das ist "Stanton Hall", ein Stadthaus in Natchez am Mississippi. Heute kann Tourist für teuer Geld hier übernachten; früher hat die Farmersfamilie hier den Sommer verbracht, weit weg von der malariaverseuchten Plantage. 
Ein weiteres Stadthaus in Natchez, heute ein *****-Hotel; die Architektur der Städthäuser wird übrigens "Antebellum" genannt.

Windsor Ruins - das ehemals größte Plantagenhaus des gesamten Südens liegt seit über 100 Jahren in Ruinen.

Viele der Plantagen werden heute förmlich eingekreist von einer besonderen Pflanze: dem Kudzu. Dieser Efeu, der von 150 Jahren als "Schmuck-Efeu" aus Asien in den amerikanischen Süden importiert wurde, überwuchert alles, was ihm im Weg steht. Er zerstört dabei Stromleitungen und vernichtet die Ökosysteme ganzer Nationalparks. Er wird er daher auch "The vine that ate the South" genannt. Für uns Touristen sieht der Kudzu aber vor allem gigantisch aus, märchenhaft und unheimlich schön.



Samstag, 22. Juni 2013

Old Man River, Elvis und jede Menge Geschichte

Wir sind in den Südstaaten! Und weil unsere "The South"-Tour in Memphis startete, fährt seit zwei Tagen Elvis in unserem Auto mit, inklusive engagiertem Hüftschwung:


Bei Elvis und Memphis liegt natürlich Graceland nicht weit, das Wohnhaus des "King of Rock-´n´-Roll". Das haben wir uns selbstverständlich auch angeschaut - von außen. Die riesige Schlange wartender Elvis-Fans am Eingang, und das wenig einladende Drumrum haben uns schnell entscheiden lassen: ohne uns.

Statt dessen haben wir uns in Memphis andere interessante Orte von Weltrang angeschaut. Zum Beispiel das Lorraine Hotel, in dem Martin Luther King am 4. April 1968 erschossen wurde. Das Hotel ist heute Museum und Erinnerungsstätte; die Ausstellung zeigt detailliert die Hintergründe der Tat. Sehr interessant zum Beispiel die Rolle des FBI vor der Tat, und die Verschwörungstheorien danach.

Martin Luther King stand mit Begleitern vor Zimmernummer 306 (zweite Etage, dritte Tür von links), als ihn die tödlichen Schüsse trafen.  

Beide Abende in Memphis haben wir auf der berühmten Beale Street verbracht.  In den Clubs und Kneipen hier geht es laut zu, es ist ein bisschen dreckig, das Bier fließt in Strömen - man darf es sogar auf der Straße trinken. Natürlich ist die Beale Street nicht irgendeine Straße, sondern die Heimat des Blues. Hier sangen in den 1920er bis 1940er Jahren unter anderem B.B. King und Louis Armstrong; hier wurde der Blues geboren, der die Wurzel bildet für einen Großteil der späteren Musikstile wie Jazz und Rock-´n´-Roll. Auch heute noch ist Musik das wichtigste auf der Beale Street. Es wird Tag und Nacht gespielt; in den Clubs wie auf der Straße. So bunt wie die Straße ist auch das Publikum: alle Gesellschaftsschichten, Hautfarben und Altersgruppen sind vorhanden. Wir fanden es großartig!



Seit gestern fahren wir nun am Mississippi, dem Old Man River, entlang in Richtung Süden. Unser nächstes großes Ziel ist New Orleans, dort kommen wir aber erst in frühestens drei Tagen an. Bis dahin gibt es nämlich ganz viel anzuschauen, zum Beispiel Schlachtfelder aus dem amerikanischen Bürgerkrieg.

Eine der entscheidendsten Schlachten fand 1863 in Vicksburg statt. Es gewannen die Nordstaaten (Union) gegen die Konföderierten aus dem Süden, die Schlacht gilt als mitentscheidend für den Kriegsausgang. Heute ist das ehemalige Schlachtfeld ein "Military Park"; eine 15 Meilen lange Auto-Rundstrecke führt an Kanonen und Denkmälern vorbei. Mittendrin gibt es den größten Friedhof aus der Bürgerkriegszeit - mehr als 17.000 Soldaten sind hier begraben.


Die Union panzerte ihre Mississippi-Kriegsschiffe mit Eisenplatten (hier die USS Cairo im Military Park), und besaßen damit einen großen Vorteil gegenüber den "Holzschiffen" der Südstaaten. 

Montag, 17. Juni 2013

Auf der Durchreise: Oklahoma

Ein Blick auf die Karte oben zeigt es: Nachdem wir uns in den vergangenen Wochen viel Zeit gelassen haben (vor allem auf dem fantastischen Colorado Plateau), machen wir nun Strecke. 930 Kilometer ging es in den vergangenen beiden Tagen in fast gerader Linie nach Osten.

In Albuquerque
Die hübsche Old Town von Albuquerque haben wir hinter uns gelassen (in Erinnerung bleibt uns vor allem ein großartiges französisches Restaurant in einem der vielen Innenhöfe), anschließend verabschiedeten wir uns zum zweiten Mal, diesmal endgültig, von New Mexico und statteten dann Texas, wo unser Abenteuer vor fast zwei Monaten begann, einen Kurzbesuch ab.

Panhandle heißt Texas' nordwestlichste Ecke. Dort haben wir den wohl letzten Canyon unserer Reise angeschaut, den Palo Duro Canoyn. Nicht so spektakulär wie das, was wir schon sahen, aber toll zum Copterfliegen ;))

Eigentlich wollten wir dort zelten, doch glücklicherweise haben wir der Wettervorhersage vertraut: Unser Zelt wäre im (angekündigten) nächtlichen Gewittersturm glatt weggeflogen. Oder geschwommen.

In Oklahoma, wo wir jetzt sind, würde ein solcher Sturm vermutlich nur belächelt. Denn die Region wird Jahr für Jahr von Tornados heimgesucht. Erst vor drei Wochen wütete einer in Shawnee (dem Ort, in dem wir heute übernachten), kurz darauf einer in El Reno. Ganze Ortsteile verschwanden, viele Menschen starben. Wir wollten uns deshalb nicht plump mit der Kamera vor Häuserruninen stellen und haben nur rasch aus dem Auto geknispt:

El Reno bei Oklahoma City

Vorm Motel in Shawnee
Apropos Auto: Wir haben ein neues! Nicht dass unser schöner, großer Explorer nach 13.000 Kilometern nicht mehr gewollt hätte. Doch ein Lämpchen mahnte einen Ölwechsel an, und da tauschte Alamo gleich das ganze Auto aus. Nun ja. Jetzt haben wir einen Wagen, der eher unserem Mietvertrag entspricht: einen Chevy Equinox. Er ist 30 Zentimeter kürzer als der Explorer und hat 100 PS weniger (nämlich 182). Dafür hat er den Allradantrieb, den wir seinerzeit am Toroweap Overlook so dringend gebraucht hätten. Und ein Schiebedach, das bei der Hitze allerdings besser geschlossen bleibt. Wie auch immer, ich vermute, es wird nicht unser letztes Auto auf dieser Reise bleiben: Der Bordcomputer empfiehlt einen Ölwechsel in ungefähr 2000 Kilometern...

700 davon werden wir in den nächsten beiden Tagen schaffen: erst Little Rock und seine Hot Springs, dann weiter nach Memphis...

Freitag, 14. Juni 2013

Viva Mexico!

In der Stadt, in der wir uns gerade befinden, ist alles ein wenig anders: Wenn wir durch die Altstadt von Santa Fe wandeln - vorbei an den Gebäuden im Pueblostil, an Galerien und Cafés, an indianischen Schmuckverkäufern und rollenden Fajitas-Läden - dann sind wir plötzlich in Mexiko und nicht mehr in den USA. Überall ist der Schmelztiegel aus Publoindianern, Mexikanern und "old world" zu hören, zu sehen und zu schmecken.

Santa Fe ist eine Oase für Kunst- und Kulturliebhaber und für Touristen, die einmal nicht nur Fast Food im nächsten Diner essen wollen. Tatsächlich sucht man McDonalds & Co. in der Innenstadt vergeblich. Statt dessen gibt´s hier unzählige Galerien und schöne Läden, aber auch das eine oder andere kleine nette Café oder den fast schon alternativ anmutenden Club um die Ecke. 

In Santa Fe werden auch die Parkhäuser im "Pueblo-Stil" gebaut.


Unweit von Santa Fe liegt das Taos Pueblo, die vermutlich älteste bis heute bewohnte Siedlung in den USA  und Weltkulturerbe der UNESCO. Hier leben bis heute Indianer im weitgehend traditionellem Lebensstil ihrer Vorfahren. Das Dorf hat schon viel erlebt seit seinem Bau: Hungersnöte, die Ankunft der spanischen Eroberer, Aufstände gegen die neuen Machthaber und fast völlige Auslöschung. Als Tourist darf man über das Gelände laufen; Häuser und Wohnungen sind jedoch tabu, genauso wie Fotos der Bewohner oder ein Besuch der alten zeremoniellen Stätten. 






In den Tagen davor haben wir bei durchgängig 40 Grad im Schatten das Monument Valley besucht, waren im Arches Nationalpark und in den Canyonlands, bevor wir uns dann schließlich doch vom Colorado Plateau verabschieden mussten. Hier eine kleine Bildersammlung der letzten Tage....

Monument Valley

Needles Overlook, Canyonlands Nationapark

Canyonlands Nationalpark: Der Colorado schlängelt sich durchs Tal

Petroglyphen auf dem Newspaper Rock, Canyonlands Nationalpark
Unser nächstes Wohnmobil?
Arches Nationalpark

Arches Nationalpark

Arches Nationalpark

Arches Nationalpark

Arches Nationalpark

Arches Nationalpark Suchbild: Ganz unten auf dem Stein sitzt Markus!

Danach ging´s raus aus der Hitze Utahs in die Rocky Mountains von Colorado. Wir nutzten den Süden der Rockys für eine kurzweilige Fahrt vorbei an alten Minen, Ghost Towns, Silberstädten (Silverton, Durango) und vor allem entspannende Temperaturen. 

Höhepunkt auf dieser Strecke war der großartige "Black Canyon of the Gunnison". Diese steile Schlucht, die aufgrund ihrer Tiefe und Unzugänglichkeit von den Indianern nie besiedelt werden konnte, sollte kein USA-Besucher verpassen. Und man nimmt phantastische Fotos mit nach Hause!